Sonntag, November 16, 2025

Gewinde sind eines der wichtigsten Verbindungselemente in der Technik. Sie ermöglichen lösbare Verbindungen, präzise Bewegungsübertragungen und sichere Befestigungen. Von einfachen Schrauben bis hin zu hochpräzisen Spindeln in Werkzeugmaschinen sind Gewinde in nahezu allen Bereichen der Industrie unverzichtbar. Ihre Entwicklung reicht bis in die Antike zurück, wo erste Schraubenprinzipien für Pressen und Hebevorrichtungen genutzt wurden. Heute sind Gewinde hochstandardisierte und komplexe Bauteile, die mit modernsten Fertigungstechnologien hergestellt werden.

Grundlagen und Geometrie

Ein Gewinde ist eine spiralförmige Einkerbung, die durch Drehen und Vorschub entsteht. Die wichtigsten Parameter sind:

  • Nenndurchmesser: Der Außendurchmesser des Gewindes.
  • Kern- oder Kerndurchmesser: Der kleinste Durchmesser im Gewindeprofil.
  • Steigung: Der Abstand zwischen zwei Gewindegängen.
  • Flankenwinkel: Der Winkel zwischen den Gewindeflanken, meist 60° bei metrischen Gewinden.
  • Gangzahl: Anzahl der Gewindegänge pro Umdrehung (Einfach- oder Mehrganggewinde).

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Die Geometrie bestimmt die Tragfähigkeit, die Selbsthemmung und die Einsatzmöglichkeiten eines Gewindes.

Arten von Gewinden

Es gibt zahlreiche Gewindearten, die je nach Anwendung eingesetzt werden:

  • Metrisches ISO-Gewinde: Weltweit verbreitet, mit klar definierten Durchmessern und Steigungen.
  • Whitworth-Gewinde: Älteres System mit 55° Flankenwinkel, häufig in britischen Maschinen.
  • Trapezgewinde: Für Kraftübertragung, z. B. in Spindeln von Schraubstöcken oder Pressen.
  • Sägegewinde: Speziell für hohe Axialkräfte in einer Richtung, z. B. bei Spannvorrichtungen.
  • Feingewinde: Mit kleiner Steigung für präzise Justierungen und hohe Haltekraft.
  • Rohrgewinde: Für dichte Verbindungen in der Sanitär- und Gasinstallation.
  • Sondergewinde: z. B. Kameragewinde (1/4 Zoll), Flaschengewinde oder medizinische Miniaturgewinde.

Herstellung von Gewinden

Die Fertigung von Gewinden erfolgt mit unterschiedlichen Verfahren, abhängig von Genauigkeit, Stückzahl und Material:

  • Schneiden: Klassisches Verfahren mit Gewindebohrer, Schneideisen oder Drehmaschine. Flexibel, aber langsamer und mit Materialabtrag.
  • Walzen: Das Gewinde wird durch plastische Verformung erzeugt. Vorteil: hohe Oberflächenqualität, Festigkeit und keine Materialverluste.
  • Fräsen: CNC-gesteuert für komplexe Formen, Sondergewinde oder große Durchmesser.
  • Schleifen: Für Präzisionsgewinde mit hoher Oberflächengüte, z. B. in der Luft- und Raumfahrt.

Die Wahl des Verfahrens hängt von der geforderten Genauigkeit, der Belastung und den Produktionskosten ab.

Werkstoffe

Gewinde werden aus unterschiedlichen Materialien gefertigt:

  • Stahl: Standardwerkstoff für Schrauben und Muttern, oft beschichtet gegen Korrosion.
  • Edelstahl: Für Anwendungen mit hoher Korrosionsbeständigkeit, z. B. in der Medizintechnik.
  • Aluminium: Leicht, aber weniger belastbar, häufig in der Luftfahrt.
  • Kunststoff: Für leichte Verbindungen, z. B. in Gehäusen oder Konsumgütern.

Anwendungen

Gewinde finden sich in nahezu allen technischen Bereichen:

  • Maschinenbau: Schraubverbindungen, Spindeln, Einstellmechanismen.
  • Bauwesen: Befestigung von Stahlträgern, Gerüsten und Bauelementen.
  • Sanitärtechnik: Rohrverschraubungen und Dichtverbindungen.
  • Feinmechanik: Kameragewinde, Uhrwerke, medizinische Geräte.
  • Luft- und Raumfahrt: Hochpräzise Gewinde für extreme Belastungen.

Qualitätssicherung

Die Qualität von Gewinden wird durch verschiedene Prüfverfahren sichergestellt:

  • Messung von Durchmesser und Steigung mit Gewindelehren.
  • Optische Kontrolle der Oberflächenqualität.
  • Belastungstests zur Sicherstellung der Tragfähigkeit.
  • Prüfung der Passgenauigkeit mit Normteilen.

Innovationen und Trends

Moderne Entwicklungen im Bereich Gewinde konzentrieren sich auf:

  • Beschichtungen: Korrosionsschutz durch Zink, Nickel oder spezielle Polymerbeschichtungen.
  • Selbstsichernde Gewinde: Verhindern das Lösen durch Vibrationen.
  • Miniaturgewinde: Für Elektronik und Medizintechnik.
  • Digitale Fertigung: CAD/CAM und CNC-Technologien für höchste Präzision.
  • Nachhaltigkeit: Wiederverwendbare Schraubsysteme und recyclinggerechte Konstruktionen.

Gewinde sind ein elementarer Bestandteil der Technik. Ihre Vielfalt, Präzision und Weiterentwicklung machen sie zu einem universellen Verbindungselement, das in allen Branchen unverzichtbar ist. Mit modernen Fertigungstechnologien und innovativen Designs bleibt das Gewinde auch in Zukunft ein zentrales Element der Ingenieurkunst.

Gewindetabelle und Bohrtabelle für Metrisches ISO Gewinde 

Gewinde – Nenngröße (d) Gewindesteigung (P) in mm Kernlochbohrer in mm
M1 0,25 mm 0,75 mm
M1,1 0,25 mm 0,85 mm
M1,2 0,25 mm 0,95 mm
M1,4 0,30 mm 1,10 mm
M1,6 0,35 mm 1,25 mm
M1,7 0,35 mm 1,30 mm
M1,8 0,35 mm 1,45 mm
M2 0,40 mm 1,60 mm
M2,2 0,45 mm 1,75 mm
M2,3 0,45 mm 1,90 mm
M2,5 0,45 mm 2,05 mm
M2,6 0,45 mm 2,10 mm
M3 0,50 mm 2,50 mm
M3,5 0,60 mm 2,90 mm
M4 0,70 mm 3,30 mm
M4,5 0,75 mm 3,70 mm
M5 0,80 mm 4,20 mm
M6 1,00 mm 5,00 mm
M7 1,00 mm 6,00 mm
M8 1,25 mm 6,80 mm
M9 1,25 mm 7,80 mm
M10 1,50 mm 8,50 mm
M12 1,75 mm 10,50 mm
M14 2,00 mm 12,00 mm
M16 2,00 mm 14,00 mm
M18 2,50 mm 15,50 mm
M20 2,50 mm 17,50 mm
M22 2,50 mm 19,50 mm
M24 3,00 mm 21,00 mm
M27 3,00 mm 24,00 mm
M30 3,50 mm 26,50 mm
M33 3,50 mm 29,50 mm
M36 4,00 mm 32,00 mm
M39 4,00 mm 35,00 mm
M42 4,50 mm 37,50 mm
M45 4,50 mm 40,50 mm
M48 5,00 mm 43,00 mm
M52 5,00 mm 47,00 mm
M56 5,50 mm 51,50 mm
M60 5,50 mm 54,50 mm
M64 6,00 mm 58,00 mm
M68 6,00 mm 62,00 mm

Weiterführende Quellen

Mehr Informationen sind auf diesen Links zu finden.

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